Deutschland schenkt mehr Wein ein

Rotwein

Die Deutschen holen auf. Fast 28 Flaschen Wein hat jeder von ihnen zwischen August 2006 und 2007 getrunken – statistisch betrachtet. Das ist mit 20,6 Litern pro Kopf ein halber Liter mehr als im Vorjahr. Insgesamt waren das 16,9 Millionen Hektoliter. Damit liegen wir immer noch um einiges unter den Bewohnern Frankreichs, die mit etwa 33 Millionen Hektolitern den weltweiten Rekord halten; in Italien bringt man es auf rund 28 Millionen Hektoliter. Die deutschen Weintrinker haben in den vergangenen zehn Jahren um 2,5 Liter pro Person zugelegt. „Schön auf Bauch prickeln“ lässt man es hierzulande, wie wir schon aus Funk und Fernsehen wissen, allerdings eher beim Weißbier. Denn an Sekt ließen die Allemands und ihre migrantischen Mitbürger im Jahresschnitt nur 3,7 Liter pro Person die Kehlen hinunterlaufen.
Quelle: n-tv

Klasse statt Masse in Saale-Unstrut

Saale-Unstrut raunte es schon vor Jahren durch die Welt der eingeweihten Weinliebhaber. Inzwischen haben sich die Winzer dieser Region auch in breiteren Kreisen einen verdienten Ruf für ihren Qualitätswein erarbeitet. Statt auf Masse setzt man im nördlichsten Weinanbaugebiet Deutschlands um die sachsen-anhaltinische Stadt Freyburg auf Klasse.

Volker Bornschein, Technischer Leiter der Winzervereinigung Freyburg-Unstrut mit rund 550 Mitgliedern, berichtet von einer Reduzierung der Menge zugunsten der Qualität. Mindestens zwei Begehungen der Weinberge erfolgen im Laufe des Jahres. Dabei wird festgelegt, was für eine optimale Ernte notwendig ist, wie die Reben gepflegt werden sollen. (Quelle: Markenpost.de)

Im letzten Jahr lag die Ernte mit 48.500 Hektolitern knapp unter der Menge vom Vorjahr: 42.500 Hektoliter waren es 2006. Obwohl Liebhaber des Eisweins wegen des milden Winters 2007 bei diesem Jahrgang nicht auf ihre Kosten kommen, zeigen sich die 590 Winzer der Region insgesamt zufrieden, wie Weinbaupräsident Siegfried Boy wissen lässt. Silvaner, Riesling, Portugieser, Traminer und andere Sorten würden fruchtig, klar und würzig sein, verspricht Stephan Herzer vom Weingut Herzer bei Naumburg. Und sind die Winzer zufrieden, wollen wir es auch sein, es sei denn, sie treiben die Preise hoch.

Wein wie Sauerbier

Weinkellerei in Telawi
Weinkellerei in Telaw

Die Republik Georgien war neben Moldawien dereinst Hauptweinlieferant der Sowjetunion, die Anfang der neunziger Jahre zerbrach. Danach ging es mit dem Wein in dem jetzt selbstständigen Land rapide bergab. Obwohl die georgischen Winzer ihren Wein inzwischen anbieten wie Sauerbier, will der frühere Hauptabnehmer Russland ihn partout nicht mehr haben. Im März 2006 verhängte der ehemalige Handelspartner sogar einen Einfuhrstopp auf den Rebensaft aus der Kaukasusrepublik, weil dieser angeblich zu stark mit Schwermetallen und Pestiziden belastet sei. Da nutzt es den Georgiern auch nichts, den Chef der obersten russischen Verbraucherschutzbehörde, Gennadi Onitschenko, immer wieder zur Inspektion der Produktionsbedingungen einzuladen. Der hat hartnäckig auf Durchzug geschaltet: An ihn habe sich bisher niemand gewandt, ließ er noch im Januar verlauten. Das geht schon seit längerem so, Monat für Monat, berichtet die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti.
Der eigentliche Grund für die russische Verweigerungshaltung dürfte politischer Natur sein. Seitdem im Jahr 2003 nach monatelangen heftigen innenpolitischen Konflikten eine prowestliche Regierung die Macht in Georgien ergriffen hat, sind die Beziehungen zu Moskau zunehmend schlechter geworden. Wegen den von Moskau unterstützen Sezessionstendenzen der abtrünnigen Landesteile Abchasien und Südossetien stand es damit ohnehin nicht zum Besten.

Weinbau in Georgien
Weinbau in Georgien

Der Weinanbau in Georgien reicht einige Tausend Jahre zurück. Das Land gilt daher als eines der ältesten Weinanbaugebiete der Welt.

Wein aus Geogien gibt es im Weinhaus Tblissi in Hannover – hier klicken

Weine 2008: megaout und megain

In den frühen neunziger Jahren, als Gerhard Schröder noch niedersächsischer Ministerpräsident war, soll er sich im Clubzimmer eines Italieners in der hannoverschen Friesenstraße mit Gleichgesinnten literweise „Pinotgritscho“ hinter die Binde gekippt haben. Nach dem seinerzeitigen steilen Aufstieg dieses „fürchterlich faden Weißweins“ sei der inzwischen megaout, weiß Henrik Thoma auf Welt-Online zu berichten. Was als guter Wein gilt, darauf haben Moden und Zeitgeistströmungen eben einen besonderen Einfluss und machen auch vor künftigen Bundeskanzlern nicht halt.
Für 2008 rät Thoma, sich unbedingt einmal näher mit den Spitzenrotweinen aus dem portugiesischen Dourotal und dem Alentejo zu beschäftigen. Denn wer diese Tröpfchen noch nicht kenne sei dabei, gerade einen wichtigen neuen Trend zu verpassen. Nun, was im Trend ist, muss nicht unbedingt gut sein, wie wir vom „Pinotgritscho“ wissen. Hier jedoch geht es um Weine, die 2008 endgültig in die Liga der weltweit Besten aufgenommen werden, wie Thoma versichert. Und wer in Berliner Restaurants zu Zehn-Gänge-Menüs mit je drei Weinen pro Gang geladen wird, der sollte es wissen. Ansonsten prognostiziert Thoma dem deutschen Wein einen glorreichen Aufstieg. Das der deutsche Wein – nicht zuletzt auch der rote – in den letzten Jahren besser geworden ist, dürfte dem einen oder anderen in der Tat schon aufgefallen sein. In der Gastronomie werden fruchtbetonte, duftige Rebsorten weiterhin reißenden Absatz finden, meint Thoma: „Allen voran der knackige Sauvignon Blanc, aber auch Muskateller, Riesling und Viognier sind auf dem Vormarsch.“ Wenn die Weine 2008 gut und auch noch erschwinglich sein werden, soll es recht sein. Aber mal ehrlich: Hat nicht bisher noch jedes Jahrzehnt an seinem eigenen „Pinotgritscho“ zu leiden gehabt? Denken wir nur an die Chiantiorgien der 70er und 80er Jahre oder an die Dornfelder-Hype der 90er. Aber daran sind wir gereift, wie ein guter Wein im Barrique.

Deutscher Wein Guide 2008

Cover Gault Millau Weinguide Im Münchner Christian Verlag ist vor kurzem der GaultMillau WeinGuide Deutschland 2008 erschienen. Das Werk ist eines der „umfassendsten Nachschlagewerke seiner Art“, schreibt Karin Wiemer auf literature.de:

„Der Weinführer listet alle von den Testern für mindestens „gut“ befundenen deutschen Weingüter auf und bewertet sie mit ihren aktuellen Kollektionen – jedes Jahr neu. Bereits zum 15. Mal liegt der Weinguide jetzt vor, in dem mittlerweile 855 Weinerzeuger und knapp 6.600 Weine zu finden sind. Ganz klar, das Buch ist kein „Lesebuch“ im eigentlichen Sinn, und wer etwas über deutschen Wein im Allgemeinen erfahren will, ist mit anderen Einführungsbüchern zum (deutschen) Wein sicher besser beraten. Der Weinführer richtet sich an Weinliebhaber, die gerne mal ihren Wein beim Winzer kaufen, vielleicht einige Winzer kennen oder kennen lernen und sich über den aktuellen Weinjahrgang informieren wollen.“

Armin Diel und Joel Payne
GaultMillau WeinGuide Deutschland 2008
Christian Verlag, München 2007
832 Seiten, kartoniert, € 29,00
ISBN 10: 3884727826
ISBN: 978-3-88472-782-9

Cuvée für 350 Euro

Darf ein Cuvée 350 Euro kosten? Oder 39,20? Soviel etwa muss man für den 2005er Domaine du Pégaü Châteauneuf-du-Pape Cuvée Réservée aus dem kleinen französische Ort Châteauneuf-du-Pape derzeit auf den Tisch legen. Da der International Wine Cellar ihn jedoch jüngst mit 95 Punkten bewertete, werde er vielleicht schon bald in ähnliche Preisregionen aufsteigen, wie ein Spitzencuvée mit der Bezeichnung „Da Capo“. Der errang vergleichbare Bestnoten und ist jetzt nicht mehr unter 350 Euro zu haben. Das prognostiziert Tobias Treppenhauer in seinem neuen Stern-Blog Der Weinlakai und löst damit unter den Leser eine rege Diskussion über angemessene Weinpreise aus. Zum mitdiskutieren, hier klicken!