"Collies, Sheltie & Co." Alles, was Sie schon immer über Collies wissen wollten!

Collies gehören hierzulande schon seit Jahren zu den beliebtesten Hunderassen, und deshalb ist auch schon viel über Sie zu Papier gebracht worden. Gabriela Henrichs hat jetzt im „animal learn Verlag“ erfolgreich ein neues Buch vorgelegt: Collies, Sheltie und Co..
Darin vergleicht sie die verschiedenen Collierassen miteinander, erklärt, welche Aktivitäten sich für Collies am besten eignen, gibt Hinweise für den Pflegeaufwand, beschreibt die verschiedenen Farbschlage aber auch Krankheiten und stellt Beschäftigungsmöglichkeiten vor. Ihr Anliegen: Hund und Mensch sollen möglichst optimal zueinander passen. Das Collie-Buch eignet sich für Einsteiger und Fortgeschrittene gleichermaßen. Und schließlich haben auch die vielen schönen Collie-Bilder zum Gelingen beigetragen.


Natur – aber bitte nicht pur. Oder: Grimms Märchen in Neuauflage

Es ist jetzt schon ein Weilchen her, da hat die Hannoversche Allgemeine Zeitung über ein Massaker, genauer gesagt über ein Schafsmassaker berichtet. Selbiges richteten ausnahmsweise einmal nicht die Menschen sondern einige Wölfe an, die es vom Truppenübungsplatz Bergen bei der Suche nach ihrem Abendbrot auf eine nahegelegene Schafsweide verschlagen hatte. Als der Wolfsberater Jörg-Rüdiger Tilk eintraf, so schreibt die HAZ,

hatten sich schon alle fünf Schafhalter aus dem Ort dort versammelt. Die Sache hatte sich in Windeseile herumgesprochen. Eine Nachbarin hatte die Schafsleichen entdeckt. Eine andere erzählte, sie habe nachts um eins die Wölfe heulen gehört. Allen bot sich ein grausiges Bild: Acht Schafe lagen tot auf der Weide verstreut, zwei weitere hatten Verletzungen erlitten, denen sie später erlagen. Tilk war gleich überzeugt: ‚Das Rudel muss von einem Trecker oder Auto gestört worden sein, Wölfe töten nicht einfach zum Spaß und lassen die Beute dann liegen.’ Für Elli Hasselmann war und ist das kein Trost. Der Schock sitzt der 68-Jährigen noch im Nacken. „Der Wolf tötet mit Kehlbiss“, erinnert sie sich schaudernd. „Eins der Schafe stand mit offener Luftröhre da.“

Wolfsberater Tilk und seine Kollegen untersuchten den Ort des Geschehens eingehend, um auch sicherzustellen, dass es sich bei den Tätern wirklich um Wölfe gehandelt hat. Denn von so einem Nachweis hängt es ab, ob die geschädigten Landwirte eine Entschädigung und auch eine finanzielle Unterstützung für die Anschaffung von Herdenschutzhunden und das Anbringen ausreichend hoher Sicherheitszäune erhalten. Doch obwohl das jetzt wohl klar gestellt ist, stimmen die betroffenen Schafshalter und andere Wolfsfeinde das alte Lied vom bösen Wolf an: Naturromantik und Artenvielfalt seien schön und gut, aber auf diese eine Art, den Wolf, könne sie gut verzichten, gab eine der Schafszüchterinnen zu Protokoll. Und ein HAZ-Leser mit dem Pseudonym „Louis der Kater“ kommentierte den Artikel im Leserforum mit den Worten:

Wenn ich am Abend auf meinem Balkon stehe kann ich die Wölfe zwischen Gehrden und Ronnenberg hören, stundenlanges Heulen mit anschliessendem schmatzen sprechen eine deutliche Sprache, ich jedenfalls gehe Abends nur noch mit Jagdgewehr aus dem Haus. Hoffentlich wird die Politik schnellsten tätig damit wir nicht mit Meldungen wie, – Wolf raubt Baby aus dem Kinderwagen, oder, – Wölfe überfallen Wohnhaus und rauben die Kinder, wir kennen ja alle die Geschichte von den Grimm’s .

Da fragen wir uns natürlich, meint der Betreffende das wirklich ernst oder hat er nur eine sehr hintergründige Art von Humor. Und warum lautet sein HAZ-Nutzername dann nicht Rotkäppchen?

Heidschnuckenherde auf der Wiese
Mögen Menschen und auch Wölfe gern: Heidschnucken

Ich fürchte, er meint es ernst. Denn ein bisschen Natur, das finden wir doch alle schick, aber sie darf natürlich niemandem weh tun. Das, was so mancher für Natur hält, ist realiter nichts anderes als ein vom Menschen gehegter Park und Wirtschaftsraum, in dem sich das allgemeine Naturverständnis selbst ad absurdum führt. Denn noch immer gilt Natur als eine sich selbst überlassene Wildnis, nach der wir uns alle doch so sehr sehnen. Kommt diese Art von Natur dann allerdings einmal in Gestalt eines Wolfes daher, greift der Naturliebhaber lieber zum Jagdgewehr, um sie wieder auf ein ihn nicht beängstigendes Maß zurück zu stutzen.

Ehrlich gesagt, mir tun die zugerichteten Schafe auch leid. Aber die Schafszüchterin aus Bergen und der HAZ-Leser „Luis der Kater“ haben wahrscheinlich kein Problem damit, ein Kotelett von Schweinen zu essen, die über Hunderte von Kilometern durch die Republik kutschiert worden sind, um dann im Schlachthof auf recht brutale Art und Weise zu Tode gebracht zu werden. Killen fürs Kotti darf eben nur der Mensch, und wehe, ihm kommt da ein Wolf in die Quere.
Ich habe es bereits an anderer Stelle gesagt: Natur ist nicht zum Nulltarif zu haben. Landwirte müssen unterstützt werden, um ihre Weiden sicher einzäunen und – beziehungsweise oder – sich wehrhafte Herdenschutzhunde zulegen zu können. Dafür müssen Kommunen, Länder und der Bund was springen lassen. Dann geht’s einstweilen auch wieder den Schafen und Lämmern gut, jedenfalls bis zu ihrer letzten Reise in den Schlachthof.

Krise – welche Krise

Als einer der in einem – sagen wir mal – politisch eher links-alternativem Milieu sozialasiert worden ist, bin ich es gewohnt, die Welt von der Krise her zu denken. Wenn nun jemand daher kommt und behauptet, wir hätten allen Grund zum Optimismus, die Welt sei in den letzten Jahrzehnten entgegen anderslautender Gerüchte nicht schlechter, sondern besser geworden, so ruft das in diesem Fall natürlich erst einmal Abwehrreflexe hervor. Aber anstatt die Sache einfach als Unsinn abzutun, wollen wir sie uns doch einmal näher anschauen.
Der Jemand heißt in diesem Fall Michael Miersch, ist Journalist bei der Zeitung „Die Welt“ und wandte sich schon in den 1990er-Jahren zusammen mit seinem Kollegen Dirk Maxeiner recht provokativ gegen den vorherrschenden Ökopessimismus. Anfang dieses Jahres hat er seine Thesen im Rahmen einer Veranstaltung der FDP nahen Friedrich Naumann Stiftung vorgetragen und dabei angemerkt, dass eines der UN-Millenniumsziele, nämlich die Armut bis zum Jahr 2015 zu halbieren, schon jetzt erreicht sei.
Was ist dran, an dieser Behauptung? Nach der Definition der Weltbank gilt als arm, wer weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag für seinen Lebensunterhalt zur Verfügung hat. Dieser Wert soll sich laut Weltbank an der Kaufkraft insbesondere in den armen Ländern der Welt orientieren. Mit weniger als 1,25 Dollar täglich ist es demnach nicht möglich, seine grundlegenden Bedürfnisse an Nahrung, Kleidung und Obdach zu decken. Laut Weltbank ist die Anzahl jener Menschen, die unter dieser Grenze leben müssen, von 42 Prozent im Jahr 1990 auf 22 Prozent im Jahr 2008 gefallen. In absoluten Zahlen:
Die Anzahl extrem armer Menschen sank von 1,8 Milliarden im Jahr 1990 auf 1,4 Milliarden Menschen im Jahr 2008 und wird nach Schätzungen der Weltbank bis zum Jahr 2015 noch weiter auf 15 Prozent (und damit auf unter 900 Millionen) sinken. Auch der Anteil der hungernden Menschen konnte bis 2007 von 20 Prozent auf 16 Prozent der Weltbevölkerung reduziert werden. In Südostasien, Ostasien, Lateinamerika und der Karibik stehen die Chancen nach derzeitigen Schätzungen gut, die Zielvorgabe zu erreichen (Quelle: Aktion Deutschland hilft).
Das ist erst einmal ja in der Tat eine gute Nachricht. Dabei wird vielfach darauf hingewiesen, dass die Entwicklungen regional sehr unterschiedlich verlaufen sind. Der große Rausreißer ist China: dort fiel die Armutsrate von 55 Prozent im Jahr 1990 auf 14 Prozent im Jahr 2008. Schlecht sieht es dagegen in Afrika südlich der Sahara aus. Dort ist das Elend in den vergangenen Jahrzehnten noch größer geworden.
Dennoch müssen wir zugeben werden, dass der Kapitalismus, der von einigen Krisentheoretikern, wie etwa Robert Kurz, schon in den 1990er-Jahren quasi für erledigt erklärt worden ist, gerade im zurückliegenden Jahrzehnt wieder ordentlich Fahrt aufgenommen hat. Und dass das insbesondere vielen Chinesen, trotz aller Verwerfungen, scheinbar nicht schlecht bekommen ist. Allerdings sollten jetzt auch die Neoliberalen, die die Lösung aller Probleme in einer von jeglicher Regulierung befreiten Wirtschaft sehen, bei dieser Nachricht nicht allzu sehr auf den Busch klopfen. Denn die Wirtschaft des großen asiatischen Landes gedieh gerade durch die Strategie staatlicher Regulierung und eines staatlich verordneten Protektionismus besonders gut, der sukzessive für die verschiedenen Wirtschaftszweige erst dann aufgegeben wurde, wenn man sich fit für- und konkurrenzfähig auf dem Weltmark wähnte. Damit hat sich China nicht immer Freunde gemacht, aber es hat gewirkt.
Nichtsdestotrotz dürfen wir uns über die Verringerung der Armut freuen, dabei allerdings nicht vergessen, dass auch im Jahr 2015 immer noch über eine Milliarde Menschen in extremer Armut leben werden. Und in anderen Bereichen ist es mit der Erreichung der Millenniumsziele im Übrigen weit weniger gut gelaufen. (Dazu an anderer Stelle mehr).
Und überhaupt, allzu optimistisch sollten wir hinsichtlich der Zukunftsfähigkeit des Kapitalismus nun auch nicht werden. Während China in historisch enorm kurzer Zeit eine immense Entwicklung erlebt hat, schwächelt der Kapitalismus zunehmend in den Regionen des alten Zentrums, der Triade Westeuropa, Japan und USA: hier jagt eine Schulden-, Währungs-, und Bankenkrise die nächste, geraten immer mehr Menschen in einen Sog von Arbeitslosigkeit, Armut und sozialer Verelendung.
Dennoch, aller Untetrgangsszenarien zum Trotz, hat sich der Kapitalismus immer wieder enorm widerstandsfähig erwiesen. Und wenn er schon nicht so bald durch etwas Besseres ersetzt werden kann, sollte man wenigstens versuchen, ihn selbst besser zu machen. Will man die Armut nicht nur halbieren sondern ganz abschaffen, muss man ihn politisch einhegen. Das ist doch immerhin auch noch ein sehr ehrgeiziges linkes Projekt.

Die Ostsee, der Sheppy, der Schwimmy, ich und die Warmduscher

Die Ostsee ist ein Brackwassermeer. Brackwasser, denkt man da nicht unwillkürlich an Fäulnis? Oder auch an das verdreckte Wasser in manchem Hafenbecken, das nach altem Schiffsdiesel, Seetank, verfaulten Fisch und Abfällen stinkt? Aber das ist nicht gemeint. Die Ostsee ist sogar vergleichweise sauber, das beteuern jedenfalls die Verantwortlichen im schleswig-holsteinischen Gesundheitsministerium. Als Brackwassermeer bezeichnet man dieses Gewässer, weil sein Salzgehalt in weiten Teilen unter einem Prozent liegt.
Und weil Brackwasser nicht Dreck sondern nur weniger salzig bedeutet, steht einem erfrischendem Bad in der Ostsee nichts im Wege, im Gegenteil, da schmeckt es beim Wasserschlucken nicht ganz so ekelig wie drüben in der Nordsee. Dagegen sprechen jetzt Ende September schon eher die Luft- und Wassertemperaturen. Erstere liegt derzeit so um die 13 bis 14 ­– , letztere bei 17 Grad. Jedenfalls sieht man zu dieser Jahreszeit hier kaum noch jemanden baden.
Ich gehöre zu den wenigen Ausnahmen. Wobei die Gründe dafür einerseits der noch kurz vor dem Urlaub gelungenen Entfernung des Nierensteins und andererseits einer kleinen Portion Geiz geschuldet sind. Den ganzen Sommer über musste ich wegen dem megamäßigen Stein im dadurch komplett verstopften Harnleiter mit diesem blöden Katheter in der linken Niere herumlaufen. Nix mit erfrischendem Bad zur Abkühlung von den sommerlich heißen Temperaturen. Das kann ich jetzt bei nicht mehr ganz so großer Hitze endlich nachholen – und zwar erstmals am Samstag den 14. September, einem angenehm milden Spätsommertag. Tags darauf hat schon erheblich aufgefrischt, als ich mit dem Shepherd zu einem ausgedehnten Strandspaziergang unterwegs bin.
Bei Wasser in Verbindung mit einem gewissen schwimmenden Wurfgegenstand, dem so genannten Schwimmy, mutiert der Shepherd quasi zu einem Seehund. Na ja, nicht ganz. Auf jeden Fall nimmt er eine lauernde Border-Collie-Haltung ein, sobald er See oder Meer riecht. Dabei fixiert er einen mit seinem starren Hütehundeblick, als wäre man ein zu hütendes Schaf. Das hält der Sheppy stundenlang durch, meistens solange, bis man endlich nachgibt und ihm den Schwimmy ins Wasser wirft. Aber zum Seehund reicht es dann eben doch nicht ganz: Er springt nämlich nur hinterher, wenn er den Schwimmy noch im Wasser orten kann. Hat man zu weit geworfen und nimmt beispielsweise ein zu hoher Wellengang die Sicht, läuft gar nichts. „Ich spring doch nicht einfach so ins Wasser, spinnst du, viel zu kalt“, signalisiert der Sheppy einem in diesem Fall. Auf diese Art und Weise sind allein in diesem Jahr schon mindestens zwei Schwimmies am See drauf gegangen. Selbst rein springen konnte ich ja nicht, wegen der Nierenfistel.
So läuft es auch jetzt wieder. So ein Schwimmy kostet immerhin fast acht Euro und ich habe ihn zu weit geworfen. Der Sheppy springt zwar aufgeregt am Ufer herum, aber ins Wasser will er sich partout nicht bequemen. Ich werde ich richtig ärgerlich: Du dummer Hund, schreie ich ihn an, hol endlich das blöde Ding aus dem Wasser, sonst spiele ich nicht mehr mit dir. Ja, man kann in solchen Fällen richtig regridieren. Immerhin schaffe ich es schließlich doch, den Hund ins Wasser zu dirigieren. Schließlich ist er Rettungssuchhund. Dem mehrmals sachlich aber energisch vorgetragenden Befehl „Voran“ kann er sich letztlich nicht verschließen. Aber die Wellen sind einfach zu hoch: der Sheppy krawlt einen halben Meter am Schwimmy vorbei und strampelte dann eilig wieder auf das Ufer zu.
„Okay, für acht Euro springst du jetzt selbst hinterher“, sage ich mir. Und stelle dann nach einigen kräftigen Schwimmzügen fest, das so ein Ostseebad auch zu Herbstbeginn und bei auffrischendem Wind noch eine feine Sache sein kann. Man muss sich nur möglichst schnell überwinden, beherzt ins Wasser jumpen und dann mindestens fünfzehn Sekunden lang kräftige Schwimmzüge machen. Ist der Körper gut durchblutet, fühlt man sich erfrischt und gewärmt zugleich.
Also gehöre ich jetzt zu den Exoten, die bei 14 Grad Luft- und 17 Grad Wassertemperatur regelmäßig in die Ostsee gehen. Aber was heißt Exoten, scheinbar bin ich hier der einzige Badeexot. Während ich im Wasser herumplansche und mit dem Sheppy Wasserball spiele, kommen mir nur regelmäßig Strandspaziergänger entgegen, die so eine gewisse Bewegung mit Daumen und Zeigefinger machen und mir grinsend zurufen: „So kalt ungefähr, wa!? Hähahäha!“ Sehr witzig, ihr Warmduscher.

Hurra – der Wolf ist da: Der Polizeiruf 110 und das Rotkäppchen Syndrom

Er ist wieder da. Nachdem der seinerzeit letzte Wolf auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1904 zur Strecke gebracht wurde, wanderte Meister Isegrim spätestens seit den 1990-Jahren von Osten her wieder bei uns ein. In der ostdeutschen Lausitz leben mittlerweile 14 Rudel und inzwischen wird auch aus Niedersachsen gemeldet: Wolf gesichtet! „Für Niedersachsen können in acht Regionen Wölfe bestätigt werden“, meldet das sogenannte „Wildtiermanagement Niedersachsen“, eine Initiative der Landesjägerschaft.

„Mensch und Wolf waren sich schon immer Feind“

Umweltschützer, Naturfreunde und Wolffans können sich also darüber freuen, dass der Wolf hierzulande an vielen Orten wieder Quartier nimmt. Aber leider ist die Freude nicht ungeteilt. Nicht nur in dem Krimi „Wolfsland“, der am Sonntag den 15.12. dieses Jahres in der ARD Reihe Polizeiruf 110 ausgestrahlt wurde, hat der Wolf etliche Feinde, die ihm am liebsten eins über den Pelz brennen würden – und das von Zeit zu Zeit auch tun. In dem Krimi ist es vor allem die Jagdpächterin und Schlossherrin Elisabeth von Taupitz, die ihre mit Schrotflinten bewehrten Büttel des nachts in die Wälder der brandenburgischen Lausitz schickt, um dem dort heimisch gewordenen Wolfsrudel den Garaus zu machen. „Mensch und Wolf waren schon immer Feinde“, sagt die Wolfshasserin in dem Film, dessen Drehbuchautoren Rainer Butt und Ed Herzog sich im Vorfeld gut über den Wolf und seine Situation in Deutschland informiert haben.
Schlafender Wolf
Wolf – schläft nur!

Ja, es ist wohl so, Mensch und Wolf waren sich schon immer Feind, und unter dieser Feindschaft haben, nebenbei bemerkt, auch die domestizierten Nachfahren der Wölfe, unsere Haushunde, bisweilen zu leiden (aber das ist ein anderes Thema).
(Ein Kommentator hat darauf hingewiesen und daher muss ich mich etwas korrigieren: die Feindschaft ging und geht wohl überwiegend vom Menschen und nicht vom Wolf aus. Letzterem ist der Mensch eher piepe, sofern er Meister Isegrimm in Ruhe lässt.)
Wolfsexperte Sebastian Koerner hat einiges zu diesem Thema beizutragen. Als Biologe und Naturfilmer begleitet er seit 2003 die Rückkehr der Wölfe in die ostdeutsche Lausitz. Den Polizeiruf-Machern stand er mit Rat und Tat zur Seite. Dabei lieferte er insbesondere auch die schönen Wolfsaufnahmen, die in dem Film zu sehen sind. Dabei handelt es sich nämlich überwiegend nicht um gestellte Szenen mit Wolfshunden oder trainierten Wölfen aus dem Wildpark, sondern um echt wildes Leben in der freien Natur. Allein schon dieser Aufnahmen wegen ist der Film sehenswert.
Die im Krimi aufgezeigten Spannungen zwischen Wolfsschützern und Wolfsgegnern kämen der realen Situation schon ziemlich nahe, sagt Koerner in einem Tagesspiegel-Interview.
Es gäbe immer noch Jäger,

die denken, das Wild gehört ihnen und die den Wolf ganz archaisch als Konkurrenten ansehen. Und dabei geht es natürlich auch ums Geld. Viele Jagdpächter und Grundstückseigentümer befürchten, dass ihre Jagdgebiete durch den Wolf an Wert verlieren, weil dieser so viele Tiere reißt. Das klingt zwar plausibel, doch seitdem der Wolf zurück in der Lausitz ist, haben die Jäger nicht weniger geschossen als vorher. Leider können oder wollen einige Menschen nicht von den Erfahrungen anderer lernen. Hier in der Lausitz gibt es junge Familien, die immer wieder vor die Presse geschoben werden, weil sie angeblich Angst davor haben, ihre Kinder im Wald spielen zulassen. Dabei lebt die Mehrzahl der Leute hier seit rund 14 Jahren mit den Wölfen problemlos zusammen. Die Leute gehen im Wald spazieren oder sammeln mitten im Wolfsrevier Pilze, wie früher auch.

Rotkäppchen und der böse Wolf“

Doch das Rotkäppchensyndrom, die alte tief verwurzelte Angst der Menschen vor dem „bösen Wolf“, sitzt eben immer noch tief.
Wolf im Profil. Schläft!
Psst! Nicht wecken!

Vielleicht liegt das gerade auch daran, dass Mensch und Wolf sich eigentlich ziemlich ähnlich sind. Beide leben in engen Sozialverbänden, beide haben es auf die gleichen Beutetiere abgesehen. Der Wolf war und ist Konkurrent – und Konkurrenten konnten die Menschen noch nie besonders gut neben sich ertragen. Um die dadurch entstehen Animositäten zu rechtfertigen, muss man den Wolf eben dämonisieren. Im wirklichen Leben hat sich in der Lausitz ein Antiwolfsverein gebildet, der unter der Bezeichnung „Sicherheit und Artenschutz“ firmiert. Man könne Raubtiere wie den Wolf nicht unbejagt lassen, heißt es in dessen Reihen:

Die Verbreitung der Wölfe müsse reguliert werden, bevor Schlimmeres passiere. Als in Russland die Männer im Krieg waren, (…) seien die Wölfe schließlich auch über die Dörfer hergefallen.

Viel mehr als am Märchen von Rotkäppchen und dem bösen Wolf ist auch an solchen Geschichten nicht dran, versichern Wolfsexperten. Aber natürlich, wer eine Schafsherde sein eigen nenne, solle sich lieber gleich einige furchteinflößende Herdenschutzhunde anschaffen, bevor der Wolf bei den Schafen zu sehr auf den Geschmack gekommen ist. Denn der Wolf ist eben „auch nur ein Mensch“, warum sollte er es sich bei der Jagd auf Hirsche und Rehe schwermachen, wenn ihm anderswo das Festmahl auf dem silbernen Tablett serviert wird?

Wolf: Aufgewacht
Au weia! Aufgewacht!

„Schießen, schaufeln, Schnauze halten“

Doch während Schafe und Schnucken durchaus auf Meister Isegrims Speiseplan stehen, meiden die Wölfe Begegnungen mit Menschen. Sichtungen sind sehr selten und erfordern viel Sachkenntnis und Geduld. Zu fürchten hat sich also nicht der Mensch vor dem Wolf, sondern eher der Wolf vor dem Menschen. Denn obwohl Wölfe inzwischen eine geschützte Art sind, gibt es immer wieder Jäger, die den Finger schnell am Abzug haben, wenn ihnen doch einmal ein Canus Lupus über den Weg läuft. „Es gibt seit dem Jahr 2000 acht Fälle, die bekannt geworden sind“, sagt Koerner:

Entweder wurden verendete Tiere gefunden oder die Schützen haben sich selbst angezeigt. Eine Zeit lang ist etwa die sächsische Jägerschaft mit ihrer Ablehnung gegen den Wolf sehr intensiv in die Medien gegangenen. Wolfsfreunde hatten damals den Jägern vorgeworfen, illegal Jagd auf Wölfe zu machen. Daraufhin hatte der damalige Präsident des sächsischen Landesjagdverbandes gesagt, er lege für seine Jäger die Hand ins Feuer. Ich glaube, zwei oder drei Jahre später hat man dann aber eine fies angeschossene Wölfin aus dem Nochtener Rudel gefunden. Ich denke, nur wenige Fälle werden bekannt. Doch die Dunkelziffer ist vermutlich viel höher. Zumal sich die Tat recht gut verschleiern lässt. Unter wolfsskeptischen Jägern heißt es, wer einen Wolf schießen will, muss nur die drei S befolgen: schießen, schaufeln, Schnauze halten

Zwar drohen den Tätern formal hohe Strafen, bis zu 20.000 Euro Geldstrafe und bis zu fünf Jahren Haft können verhängt werden. In der Praxis aber ist es bisher kaum zu Verurteilungen gekommen. Um ungeschoren zu bleiben, reicht es meist, wenn der Betreffende behauptet, er habe den Wolf mit einem Hund verwechselt. Was im Übrigen ein recht bezeichnendes Bild auf die Situation der Hunde in unserer Gesellschaft wirft.

Wolfspanik auch in Niedersachsen

Wie in der Lausitz haben sich inzwischen auch in Niedersachsen die Gegner von Meister Isegrim zu Wort gemeldet. In Bergen, Kreis Celle, tagte unter dem Motto „pro und kontra Wolf“ vor kurzem eine Versammlung im Stadthaus, zu der, wie die Hannoversche Allgemeine Zeitung berichtete, 500 Menschen erschienen waren:

Die meisten Bewohner der Südheide machten keinen Hehl aus ihrer Ablehnung, nur wenige gaben sich als Freunde der Wölfe zu erkennen. Ferienhausvermieter berichteten, Familien mit Kindern hätten ihren Urlaub in der Heide mit Hinweis auf die Wölfe abgesagt. Dieter Heine, Hoteleigentümer in Celle, warnte vor dem Verlust von Arbeitsplätzen im Tourismus, wenn immer mehr Gäste aus Angst vor Wölfen ausblieben. (…) Einzelne Jäger erkundigten sich, ob nicht Einzelabschüsse erlaubt werden könnten, um ein weiteres Anwachsen der Population zu verhindern.“ Nein, habe Kreisjägermeister Hans Knoop diesem ansinnen beschieden: „Wer einen Wolf töte, begehe ein Straftat und müsse seinen Jagdschein ‚für den Rest seines Lebens’ abgeben.

Hoffentlich ist das angekommen.
Trotz aller Anfeindungen sind Wolfs- und Naturschützer inzwischen einigermaßen einflussreich, sodass es hoffentlich gelingen wird, dem Wolf wieder dauerhaft bei uns ein Zuhause zu geben. Mittlerweile sickert bei Vielen die Erkenntnis durch, das nicht nur der Mensch, sondern auch andere Wesen, die ihm jahrtausendelang als Konkurrenten galten, ein Lebensrecht auf dieser Erde haben.
Aber eins ist auch klar. Den Wolf gibt es in Deutschland nicht zum Nulltarif. Damit Mensch, Wolf und Schnucke gedeihlich nebeneinander leben können, braucht es öffentliche Investitionen in Schutzzäune, Herdenschutzhunde – und Entschädigungszahlungen an von Wolfsriss betroffene Landwirte.
Aber lohnt es sich nicht, in so schöne, intelligente und soziale Geschöpfe wie den Wolf zu investieren?!

Wolfsseite des NABU: Klick!

Es muss angeleint werden – die Brut- und Setztheit hat begonnen

Am letzten Sonntag war ich mit meinem Hund im Wald zwischen Engensen und Ehlershausen unterwegs. Da mein Sheppy nicht zum Jagen neigt und ich relativ – wohlgemerkt: relativ! – sicher bin, ihn im Fall von Wildsichtung rechtzeitig abrufen zu können, durfte er frei off-lein laufen. Irgendwann näherte sich von fern ein anderer Fußgänger und kam rasch näher, an der Leine einen kleinen Windhund führend, der trotz Hundemantel offenkundig arg fröstelte. Der in zünftiges jägergrün gekleidete Fußgänger und sein fröstelnder Hund spazierten direkt auf uns zu; ich rief meinen Sheppy ran und gebot ihm, in den Sitz zu gehen. Der Grüne baute sich vor uns auf und musterte uns mit gestrengem Blick. „Aber ab morgen wieder angeleint, das Rotwild hat schon gesetzt, ne (!)“, ließ er in harschem Tonfall vernehmen. Auf Nachfrage outete er sich noch als der zuständige Jagdpächter und zog dann seines Weges.

Es herrscht wieder Leinenzwang in Niedersachsen

Seit Montag hat die Brut- und Setzzeit begonnen. Das wusste das Rotwild vielleicht nicht so genau und hat halt einige Tage zu früh losgelegt. Wir aber müssen unsere Hunde seit Ostermontag wieder überall an die Leine nehmen, denn Brut und Setzzeit bedeutet für Hund und Halter in ganz Niedersachsen Leinenzwang. Die Nichteinhaltung kann teuer werden: „Verstöße können mit Geldbußen von bis zu 5000 Euro geahndet werden“, weiß die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ). Der Leinenzwang gilt in Hannover übrigens auch für einige Bereiche, die den Rest des Jahres als Hundeauslaufflächen dienen. Dazu zählen laut HAZ „etwa die Gebiete am Kronsberg und der alten Bult. Auch die Eilenriede ist in den kommenden Wochen für Hunde ohne Leine tabu. Für die Halter in den innenstadtnahen und südlichen Teilen der Stadt bleibt somit wenig Möglichkeit, ihren Hunden ein uneingeschränktes Austoben zu ermöglichen. Denn die verbleibenden Freilaufflächen ohne Leinenzwang sind während der Brut- und Setzzeit häufig überfüllt“.
Für Hunde und Halter ist das kommende Vierteljahr also quasi Sauere-Gurken-Zeit: Erst am 15. Juli hat es sich ausgebrütet und –gesetzt. Dann darf wieder vermehrt abgeleint werden.