Weich, glatt und prall ist die Aubergine, mit einem makellos schwarzlila glänzenden, länglich-ovalen Körper und einem grünblättrigen Häubchen obendrauf. Der Aubergine haftet dabei wie kaum einer anderen Frucht etwas Frivoles und vielleicht auch etwas Geheimnisvolles an. Kein Zufall also, dass sich an ihr die Geister scheiden.
„Zwingen sie mich niemals, Auberginen zu essen“
In dem Roman „Die Liebe in den Zeiten der Cholera“ des kolumbianischen Literaturnobelpreisträgers Gabriel Garcia Márquez fordert eine der Hauptfiguren, die stark umworbene Fermina Daza, ihrem zukünftigen Ehemann ein Versprechen ab: „Ich werde Sie heiraten, wenn Sie mich nicht zwingen, Auberginen zu essen!“ Autor Márquez schrieb seiner Heldin insbesondere eine heftige Abneigung gegen Auberginenmus zu.
Im 13. Jahrhundert soll der italienischer Arzt und Professor für Medizin, Taddeo di Alberotto, besonders nachdrücklich vor der damals noch nicht sehr weit verbreiteten Aubergine gewarnt haben. Sie mache liebestoll und erzeuge Wahnsinn, so versuchte der Mann seinen Landsleuten einzureden. Einer seiner Schüler habe es laut Überlieferung genau wissen wollen und sich zu einem ausgiebigen Selbstversuch verlocken lassen. Nach neun Tagen sei er derart respektlos und aufgekratzt gewesen, dass der Professor sich in seinen Befürchtungen voll bestätigt gesehen habe. Nun, den Siegeszug der Aubergine, die ursprünglich wohl in Indien und China beheimatet war, konnte der Mediziner letztlich nicht aufhalten. Von Italien aus breitete sie sich im 15. Jahrhundert bald im gesamten Mittelmeerraum aus und überwand schließlich die Alpen. In Österreich kennt man sie unter der Bezeichnung Melenzani.
Wer indes nach einem Mittel zur Steigerung seiner Libido sucht, sollte den Behauptungen di Alberottos zum Trotz lieber zum Arzt gehen, anstatt Auberginen zu essen. Und auch dem Wahnsinn verfällt bekanntlich nicht, wer diese Frucht verspeist. Allerdings vermeide man es besser, zufiel davon roh zu sich zu nehmen. Denn die Aubergine enthält in rohem und noch unreifem Zustand das Gift Solanin. Die Konzentration ist jedoch eher gering; um eine schädliche Wirkung – das heißt schwerwiegendere Verdauungsstörungen – herbeizuführen, muss man schon einige Kilos verdrücken. Möglicherweise jedoch ist dem Schüler Alberottos bei seinem mittelalterlichen Selbstversuch das Nikotin zu Kopf gestiegen, das in der Aubergine enthalten ist. Doch sehr wahrscheinlich ist auch das nicht, „denn die Menge schwankt, je nach Untersuchung“, zwischen ‚nicht nachweisbar‘ und 100 Mikrogramm pro Kilogramm“. Der Mann muss also bergeweise davon verputzt haben, um etwas gaga zu werden.
Auberginenmus
Nikotin hin, Nikotin her: Das Herz von Márquez‘ schöner Romanheldin Fermina Daza hätten wir mit dem folgenden Rezept nie erobert, denn es geht um Auberginenmus. Um daraus eine leckere Vorspeise für etwa vier Personen herzustellen, benutzen wir zwei Auberginen mit einem Gewicht von insgesamt plus-minus 500 Gramm. Zunächst legen wir die Auberginen für etwa 15 Minuten in den auf 180 Grad vorgeheizten Backofen. Nun nehmen wir sie heraus, entfernen die Schale und schneiden zerteilen die Frucht in einige Millimeter dicke Scheiben und bestreuen sie mit Salz, das entzieht ihnen die natürlichen Bitterstoffe. Nach 10 bis 15 Minuten werden die Früchte abgespült und trockengetupft. Jetzt können wir die Scheiben noch etwas zerkleinern.
Dann schälen und zerkleinern wir eine große Zwiebel, geben sie in ein hochwandiges Gefäß und fügen zwei bis drei zerpresste Knoblauchzehen hinzu. Nun die Auberginen zu den Zwiebeln und dem Knoblauch geben. Dem Ganzen fügen wir zwei Esslöffel Olivenöl, einen Esslöffel Weißweinessig und einen kleinen Spritzer Zitrone, einen Esslöffel fein gehackten frischen Thymian, wahlweise einen gehäuften Teelöffel getrockneten Thymian, eine Messerspitze Kreuzkümmel, eine Messerspitze Koriander, eine Messerspitze scharfen Rosenpaprika, einen gestrichenen Esslöffel edelsüßen Paprika und eine Prise Zucker hinzu. Nun rücken wir all dem mit dem Pürierstab zu Leibe, bis eine sämige Creme daraus entstanden ist.
Jetzt kann unser Auberginenmus, dekoriert mit ein wenig Petersilie, Paprikapulver oder Oliven, auch schon serviert werden.
Im Überblick
2 Auberginen, etwa 500g,
15 Minuten bei etwa 180 Grad backen. Schale entfernen.
In Scheiben schneiden, mit Salz bestreuen, 10 – 15 Min. ziehen lassen.
Abspülen, trockentupfen, zerkleinern.
1 große Zwiebel würfeln,
2 Knoblauchzehen zerpressen und in ein Gefäß geben.
Auberginen abtropfen lassen und hinzufügen. Mit
2 EL Olivenöl,
1 EL Weinessig,
1 Spritzer Zitrone,
1 EL frischen Thymian, fein gehackt,
1 Messerspitze Kreuzkümmel,
1 Messerspitze Koriander,
1 Messerspitze Rosenpaprika,
1 gestr. Esslöffel süßen Paprika und
1 Prise Zucker würzen.
Mit dem Pürierstab zu einer sämigen Creme pürieren. Das Ganze mit etwas
Paprika, Petersilie oder Oliven garnieren und servieren. Mit Pfeffer und Salz abschmecken.
Unser Auberginenmus eignet sich superb als Vorspeise, gereicht mit etwas Weißbrot.
Eine Antwort
Bei uns wird es meistens kalt gegessen!