Nachtrag zum Thema „Krise des Kapitalismus“

Der sogenannte Kasinokapitalismus ist Ausdruck eines Strukturproblems des marktwirtschaftlichen Kapitalismus. Das Wesen des Kapitalismus ist es, etwas Stoffliches in abstrakten Wert zu verwandeln. Damit ist er jetzt jedoch an eine relative Grenze gesto ßen. Übersättigte Märkte und neue Technologien führen dazu, das die Gewinne in Relation zum eingesetzten Kapital stark eingebrochen sind.

Inzwischen schöpft der Kapitalismus die Abstraktion, also das Geld als Abstraktion von der stofflichen Eigenschaft der Ware, aus dem Abstrakten, dem Geld, selbst. Das kann nicht gutgehen, denn damit gerät er in einen immanenten Widerspruch, und zwar nicht in einen Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit, wie die Kommunisten meinten, sondern in den Widerspruch seiner eigenen immanenten ökonomischen Logik.

Es ist dabei höchstgefährlich, dass angeblich „parasitäre“ Finanzkapital anzuprangern, aber seine Entstehung aus den Strukturproblemen des Kapitalismus selbst, also die Krise des Kapitalismus, unerwähnt zu lassen. Denn das führt letztlich dazu, dass man das Kapital in ein gutes und ein schlechtes spaltet und beide gleichsam bestimmten Subjekten zuordnet, wie es etwa die Nationalsozialisten machten, die das vermeintlich oder wirklich Parasitäre des Finanzkapitalismus in das Judentum projizierten. Die verschiedenen Erscheinungsformen des marktwirtschaftlichen Kapitalismus voneinander zu isolieren und spezifischen Subjekten zuzuordnen ist daher pure Ideologie und birgt die Gefahr des Antisemitismus in sich. Aber das Kapital ist weder gut noch schlecht, es unterliegt bestimmten Wirkmechanismen, die auf eine Reproduktion auf immer höheren Stufen angelegt sind, darauf, aus immer mehr Geld weiteres Geld zu schöpfen. Selbstverwertung des Kapitals, wie Karl Marx das genannt hat. Karl Marx hat die grundlegenden Strukturen des marktwirtschaftlichen Kapitalismus sehr gut beschrieben. Das kann man anerkennen, ohne Marxist zu sein.

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