Schuss auf Hanebuths Hund hat gerichtliches Nachspiel

Kann von einem sechs Monate alten Kangel-Welpen eine Gefahr ausgehen? Mit dieser Frage muss sich jetzt ein hannoversches Gericht auseinandersetzen. Als Ende Mai das Anwesen des Hells-Angels Chef Frank Hanebuth von Polizei und GSG 9 Einheiten gestürmt wurde, erschoss ein Angehöriger der Eliteeinheit Hanebuths Hund, einen junge anatolischen Hütehund vom Schlag Kangal. „Ein Tierarzt aus Mellendorf hat bei der Polizei in Mellendorf nun Anzeige erstattet, schreibt die HAZ in ihrer heutigen Ausgabe.

Kangals sind anatolische Hirtenhunde, die in der Türkei derzeit zu einer Rasse herangezüchtet werden. Sie sind vom FCI noch nicht als eigene Rasse anerkannt. Man nimmt an, dass der Kangal von den Herdenschutzhunden der Nomaden abstammt, die vor Jahrtausenden von Ostasien nach Anatolien zogen. In seiner heutigen Form gibt es ihn wahrscheinlich schon seit dem 12. Jahrhundert. In Anatolien schützt er seit Jahrhunderten die Schafherden auf teilweise bergigem und unwegsamen Gelände vor Wölfen und anderen Beutegreifern. Außerdem wird er in der Türkei inzwischen auch als Wachhund und als Diensthunde bei Polizei und Militär eingesetzt. Der Kangal wird dem molossoiden Hunde-Typ zugerechnet und in den Bundesländern Hamburg und Hessen als „vermutlich gefährlicher Hund“ eingestuft.

Bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe droht demjenigen, der grundlos ein Tier tötet. Kann Hanebuths junger Hund überhaupt schon bedrohlich gewirkt, geschweige denn einen Angriff gestartet haben? Mit dieser Frage muss sich jetzt zunächst die Staatsanwaltschaft beschäftigen. Experten meinen, junge Kangals wären bis zum Alter von etwa zwei Jahren fast ebenso friedlich wie die Lämmer, die sie in der Türkei als ausgewachsene Hirtenhunde vor Wölfen und anderen Beutegreifern schützen.
Zum Verhängnis wurde dem jungen Kangal wohl möglich schlicht die Tatsache, das er Hanebuths Hund war. Denn als solcher hatte mindestens einen ebenso schlechten Ruf wie sein Besitzer. Wir erinnern uns: Im September letzten Jahres büchsten zwei Schäferhunde von Hanebuths Anwesen in Bissendorf-Wietze aus und verletzten fünf Menschen teilweise schwer. Hat jetzt der Polizist beim Sturm auf das Hanebuth-Gelände einfach nur wegen dieser Vorgeschichte geschossen, aufgrund eines Vorurteils also: Hund+Hanebuth=gefährlich?
Wie auch immer die Sache ausgeht, zu begrüßen ist jedenfalls, dass man die Angelegenheit näher untersucht. Dadurch wird der Öffentlichkeit hoffentlich klar gemacht, dass auch auf einen Hund nicht einfach straffrei drauflos geballert werden darf, dass auch Hunde gesetzlichen Schutz genießen. Wenn sich das einprägt, haben immerhin die Hunde gewonnen. Dem jungen Hirtenhund wird das leider nichts mehr nützen.

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