Badischer Riesling von Fritz Keller bei Aldi Nord

2009 Baden Riesling Edition Fritz Keller
Weingut: Fritz Keller
Anbaugebiet: Baden/Deutschland
Traube: Riesling
Farbe: Blassgelb bis gelb
Nase: Aprikose, etwas Stachelbeere
Gaumen: Zitrone, Orange, etwas Honig
Nachhall: Feige, Apfel
Alkoholgehalt: 12,5 Prozent
Gesamteindruck: Fruchtig, weich, milde Säure
Wie sich jetzt zeigt, war die Affäre zwischen dem badischen Weingut Fritz Keller und der Firma Aldi kein kurzes Abenteuer oder gar nur ein One-Wine-Stand. Vielmehr erweist sich das Ganze als eine recht dauerhafte Liaison, die, wenn wir richtig gezählt haben, inzwischen ins dritte Jahr geht. Nach Weiß- und Spätburgunder ist diesmal ein Riesling an der Reihe. Für Euro 5,99 ist er seit heute bei Aldi Nord zu erwerben. Wie schon in den Jahren zuvor wird Keller den Wein nicht auf den eigenen Weinbergen produziert haben. Der Mann macht das Konzept, liefert sein Knowhow in Produktion und Marketing und vor allem seinen Namen und lässt den Rebensaft von einer Vielzahl kleiner badischer Betriebe herstellen.

Nase rümpfen

So mancher Purist rümpft bei diesem Deal die Nase: Keller macht sich mit dem Billig-Diskounter Aldi gemein, entweder muss der Mann es nötig haben oder dem Kommerz verfallen sein; nach dem Motto, Masse statt Klasse. Aber schon der verstorbene Franz Keller, Vater des jetzigen Inhabers Fritz, hat sich wenig darum geschert, was die Leute so über ihn denken oder sagen. In Zeiten, als es auf den deutschen Weingütern noch Usus war, Süßes und Feinherbes zu produzieren, hat der Mann seinen Betrieb vollständig auf die Herstellung trockener Weine umgestellt. Mit Erfolg, wie wir heute wissen.

Vorsicht Aldi?

Aldi-Logo
Wer weiß, vielleicht ist ja demnächst auch Wein von anderen Spitzenwinzern bei Aldi oder Lidl zu haben. Statt die Nase zu rümpfen, hat Weinblättchen sie daher lieber ins Glas gesteckt und einmal selbst nachgerochen und geschmeckt, ob sich knapp sechs Euro für einen Aldi-Wein wirklich auch lohnen.

Nase ins Glas stecken

Im Glas zeigt sich der Riesling blassgelb bis gelb. Schon der erste Geruchseindruck ist frisch und fruchtig. Schnell lassen sich die Aromen von Aprikose und etwas Stachelbeere identifizieren. Am Gaumen appelliert der Wein an Zitrone, der sich wahrhaftig leichte Honignoten beigesellen. Im langen Nachhall hinterlässt dieses Tröpfchen deutliche Spuren von Feigen und Äpfeln. Wir haben es mit einem frischen und fruchtigen Wein zu tun, der 12,5 Prozent Alkohol in die virtuelle Waagschale wirft. Für einen Riesling wirkt diese Keller-Aldi Kreation mit ihrer milden Säure fast ein wenig zu zahm. Aber es ist auf jeden Fall ein Wein mit Charakter. Wer hier sechs Euro investieren will, macht nichts falsch. Es gibt für mehr Geld weitaus Schlechteres, auch im Fachhandel. Selten gibt indes für weniger Geld auch besseren Wein, aber den muss man schon sehr lange suchen oder regelmäßig das Weinblättchen lesen.
Aldi hin, Aldi her: Unser Gesamturteil lautet: gut. Kaufen!
Weitere Informationen zum Thema:
Interview mit Fritz Keller zum Thema Aldi – hier klicken!

Rülpsen im Theater“ – Zeit-Online zum Thema Aldi-Wein vom Weingut Fritz Keller

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