Wein aus dem Supermarkt: Worauf man beim Kaufen achten sollte

Der Wein für den alltäglichen Hausgebrauch kann ruhig auch mal im Supermarkt gekauft werden, meint Journalist und Wein-Notable Martin S. Lambeck. Doch bei dem großen Angebot und einer oft wenig qualifizierten Beratung greift man leicht daneben. Wer jedoch einige Regeln befolgt, kann die Gefahr des Fehlgriffs mit anschließender Entsorgung der Flüssigkeit in der Spüle enorm verringern.

Der Marketing-Firlefanz

Zunächst einmal sollte die Devise gelten, sich nicht von bunten und aufwändig gestylten Etiketten verführen zu lassen. Auch bei den aufgedruckten silbern- oder goldglitzernden Medaillen handelt es sich bis auf wenige Ausnahmen um Firlefanz. Ein guter Wein braucht in der Regel kein aufreizendes Etikett sondern kommt eher schlicht und unprätentiös daher. Natürlich darf das Etikett trotzdem schön sein. Kleine Hinweise auf der Flasche, wie der Wein in der Beurteilung eines anerkannten Experten abgeschnitten hat, sind meistens recht zweckdienlich.

Vorsicht vor altem Wein in neuen Schläuchen

Manchmal werden ältere Jahrgänge hochwertiger Weinsorten zu wahren Schleuderpreisen angeboten. Vorsicht vor solch scheinbaren Schnäppchen. Hier kann es sich etwa um Weine in der Verschlussphase – dazu unten mehr – oder um Restposten handeln, die schon längere Zeit im Supermarkt herumstanden. Monat für Monat bei Neonlicht oder in einem schlecht klimatisierten Lager verbracht zu haben, das bekommt kaum einem Wein. Auch eingestaubte Flaschen sollte man daher besser stehen lassen. Ladenhüter verheißen nichts Gutes, das gilt gerade für Wein. Überhaupt eigenen sich nur die wirklich feinen Tropfen für eine lange Lagerung. Die findet man im Supermarkt jedoch eher selten. Solche Weine müssen professionell gelagert werden, und dazu ist das Kaufhaus bestimmt nicht der richtige Ort. Weine, die offensichtlich besonders stark künstlichem licht ausgesetzt sind, wie manchmal die Weine in den oberen Regalfächern, sollten besser nicht gekauft werden. Vielleicht gibt es ja noch ein paar Fläschchen davon im Lager. Fragen lohnt sich.


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Als Faustregel gilt: Finger weg von Weiß- oder Roséweinen, die älter sind als zwei Jahre. Rotweine dürfen etwa drei Jahre auf dem Buckel haben. Sind sie als Reserva- oder Gran Reserva-Weine ausgewiesen, muss es sogar mehr sein. Hier können wir davon ausgehen, dass die Tropfen ihre Reifezeit in einer Kellerei verbrachten und dort fachgerecht behandelt wurden. Ansonsten sollte man bei Rotweinen derzeit – also Anfang 2010 – beispielsweise misstrauisch gegenüber Jahrgängen wie 2004, 2005 oder 2006 sein. Die Edeltröpfchen unter diesen Jahrgängen sind oft noch nicht ausgelagert, und alles andere verwandelt sich langsam aber stetig in essigähnliche Essenz. Nicht selten auch werden Rotweine als vermeintliche Schnäppchen angeboten, die sich gerade in der Verschlussphase befinden. Insbesondere kräftige, tanninreiche Rotweine verlieren nach drei bis vier Jahren ihre Frucht und schmecken nur noch sauer und rau. Erst nach sieben bis acht Jahren werden sie – die richtige Lagerung vorausgesetzt – wieder fruchtig und voll. Insbesondere trifft dies auf die Rebsorten Cabernet Sauvignon, Syrah und Malbec zu. Bei anderen Weinsorten gibt es diese Phase auch, ist hier aber nicht so stark ausgeprägt. Bei Weißweinen sollte man vor allem bei Riesling, Sauvignon-blanc, Grüner Veltiner und Bordeaux-Weinen auf die Verschlussphase achten. Alter Wein ist also nicht unbedingt gut, auch wenn er in neuen Schläuchen daherkommt, diese biblische Weisheit können wir auch heute noch beherzigen.

Vertrauen ist gut – Informationen sind besser

Angaben über Jahrgang und Herkunftsort des Weines sollten eine Selbstverständlichkeit sein, von allem anderen lassen wir am besten gleich die Finger. Aber auch der Hinweis auf den Produzenten, also auf das Weingut, auf dem der Wein gewachsen ist, geerntet und gekeltert wurde, sagt oft etwas über die Qualität des Tropfens aus. Derartige Angaben sind allerdings bei Supermarkt-Weinen überhaupt keine Selbstverständlichkeit, in den Diskountern findet man sie sogar nur in den seltensten Fällen. Fehlen solche Informationen, handelt es sich meist um einen so genannten Fasswein. Dies ist die Bezeichnung für Wein oft minderer Qualität, der von den Produzenten über Weinbörsen und Großmärkte als No-Name-Produkt in Großtanks an Handelsunternehmen ,also Abfüller oder Großhändler, verkauft wird. Insbesondere Diskounter-Märkte wie Aldi, Lidl oder Penny kaufen solchen Wein in riesigen Mengen und vermarkten ihn mit eigenem Label. Unter der gleichen Bezeichnung werden dort im Laufe eines Jahres also ganz unterschiedliche Weine verkauft, je nach dem, was auf dem Großmarkt eben gerade günstig zu haben war. Die Qualität des Weins gleicher Bezeichnung kann daher von Einkauf zu Einkauf enorm wechseln. Das, was man ins Glas bekommt, wenn man bei Aldi einen Dornfelder kauft, kann also etwas ganz anderes sein als das, was man ein paar Wochen zuvor als Aldi-Dornfelder getrunken hat. Aber auch in anderen Supermärkten gibt es diesen Fasswein in Hülle und Fülle. Er muss nicht zwangsläufig schlecht sein, aber meinst handelt es sich doch um Produkte geringerer Güte. Wenn ein Weingut seinen Namen auf die Flasche drucken lässt, bürgt es damit quasi für die Qualität seines Erzeugnisses. Welcher Winzer möchte schon seinen guten Ruf verlieren. Alles was nicht so gut ist, verkauft man besser als Fasswein weiter.
Wer also Wert auf Qualität legt, sollte einen Produzenten-Wein kaufen. Und die gibt es auch im Supermarkt und oftmals kosten sie gar nicht allzu viel mehr als Fassweine. für vier bis fünf Euro kann man meist etwas gut Trinkbares finden.

Billigwein ist selten fein

Wie alles andere hat indes auch ein trinkbarer Wein seinen Preis. Tröpfchen unter drei Euro taugen in der Regel wenig, Ausnahmen bestätigen die Regel. Insbesondere in den Diskountern wird viel Billigwein angeboten. Mal ehrlich: Was kann an einem argentinischen Cabernet Sauvignon für Euro 1,65 schon dran sein? Der Wein muss angebaut, geerntet, produziert, verschifft und in die Märkte transportiert werden. Wollen die Beteiligten auch nur ein par Cent an dem Wein verdienen, kann es sich hier wirklich nur um Massenproduktion unterster Güte handeln. also lieber Finger weg. Ansonsten kann, wer die Hinweise beachtet, auch im Supermarkt erstaunlich leckere Tropfen so um die fünf Euro finden.

Die Supermarkt Weinkauf-Tipps im Überblick


1. Aufwendig gestylte Etiketten führen oft in die Irre. Vorsicht vor solchen Vermarktungs-Tricks.

2. Ältere Jahrgänge aus dem Supermarkt meiden. Weißwein sollte nicht viel älter als zwei, Rotwein nicht älter als drei Jahre sein. Ausnahmen: Reserva-Weine und Ähnliches mit besonderer Kennzeichnung. Vorsicht vor Flaschen, die lange in künstlichem Licht standen.

3. Jahrgang und Herkunftsort sollten immer angegeben sein. Weine mit Angaben zum Winzer, dem Weingut oder der Weinkellerei sollten bevorzugt werden.

4. Faustregel: Weine unter drei Euro sind selten bauchbar. Finger weg von Billigprodukten. 


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