Kinderspielplätze sind für Hunde bekanntlich verbotenes Terrain. Diese Regl hat ja eigentlich auch ihre Richtigkeit. Schließlich sollen sich die Kleinen nicht mit den Hinterlassenschaften unserer Vierbeiner beschmutzen, das ist ekelig und gefährdet potenziell die Gesundheit. So weit so gut!
Die Fußballwiese
Hinter der Schule in unserem Stadtteil gibt es eine Fußballwiese und eine Skaterbahn. Ein hoher Zaun soll verhindern, dass die Bälle versehentlich auf den Nachbargrundstücken oder im nahe gelegenen Teich landen.
Südwestlich der Wiese liegt ein kleines Wäldchen, kaum 100 Meter lang und 50 Meter breit. Aus irgendeinem Grund hat man im hohen Zaun einen kleinen quadratischen Durchschlupf gelassen, der es erlaubt, in den Wald zu gelangen. Oft hinterlassen die Jugendlichen hier ihre leeren Flaschen und sonstigen Müll, doch das hält sich einigermaßen in Grenzen.
Ein Super-Versteckspiel für den Sheppy!
Überhaupt wird die Wiese äußerst selten frequentiert, zumindest um die Zeit des frühen Nachmittags herum, wenn ich hier mit dem Shepherd meine Mittagspause verbringe (zu den Zeiten, als ich noch als freier Journalist gearbeitet habe). Wir drehen dann einmal eine Runde um den Teich und gehen hinterher noch auf die Wiese. Der Shepherd bleibt auf meine Anweisung vorn am Wiesenrand sitzen und ich überquere das Gelände, um in dem Wald ein Schlüsseletui zu verstecken. Dann kehre ich zum Shepherd zurück und schicke ihn auf die Suche. Das Etui zu finden und zu apportieren ist für den Shepherd eine Lappalie. Aber das Ganze macht ihm saumäßig viel Spaß
NO SHIT
Manchmal, wenn Jugendliche auf dem Grundstück sind um Fußball zu spielen oder zu skaten, lasse ich diese Aktion ausfallen, denn Hunden ist das Betreten des Geländes ja eigentlich verboten. Es ist halt ein Kinderspielplatz. Aber der Shepherd ist bei dieser Aktion immer so konzentriert, dass er gar nicht auf die Idee kommen würde, auf die Wiese zu kacken, das erledigt er bereits vorher im Gebüsch am Teich. Und selbst Bein heben um zu markieren fällt aus, wenn er im Arbeitsmodus ist. Das Suchen ist schließlich viel zu aufregend. Ich kann den Shepherd also guten Gewissens die Wiese überqueren lassen. Und sollte es doch mal anders kommen, habe ich ja Entsprechendes dabei, um den Platz wieder sauber zu hinterlassen.
Verboten ist verboten!
Eines schönen Frühlingstages ist die Wiese von einem älteren Herrn mit kleinem Kind belegt, ich schätze Opa und Enkel. Der Shepherd ist bereits wieder im Arbeitsmodus und so fasse ich mir ein Herz und spreche den Herrn an: „Sagen Sie, würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich hier mit meinen Hund eine kurze Übung durchführe? Wir sind auch schnell wieder weg.“ Der Mann guckt mich an und langsam beginnt seine Gesichtfarbe ins Rötliche zu tendieren. Was folgt ist eine Tirade über Spielplätze, Hundekacke, die einschlägigen Rechtsnormen und die blöden Hundebesitzer. „Aber mein Hund kackt hier nicht auf die Wiese und falls doch, mache ichs weg“, versuche ich ihn zu beschwichtigen. Das bringt den Typen nur noch mehr in Rage. „Das sagen alle, warum verstehen Sie nicht endlich, dass Hunde hier verboten sind“, fährt er mich an. „Schon verstanden, viel Spaß noch“, gebe ich zurück und ziehe wütend von dannen.
Der Hund! Kann nichts dafür!
Der Shepherd hat während der ganzen Szene brav am Wiesenrand gesessen und die Szene beobachtet. Jetzt neigt er leicht den Kopf zur Seite, was bei ihm meistens Unverständnis signalisiert. Das scheint den Mann irgendwie zu rühren: „Der Hund kann ja nichts dafür“, ruft er mir hinterher. „Ich auch nicht“, erwidere ich ärgerlich. Moralisch fühle ich mich diesem „Hundehasser“ zehnmal überlegen.
In den nächsten Wochen ist das Terrain wieder frei. Opa und Enkel lassen sich nicht mehr blicken.
Oh Shit! Mein Glaube an das Gute im Menschen wackelt
Eines sonnigen Tages überquere ich wie so oft die Wiese, um den Schlüssel für meinen Sheppy im Wald zu verstecken. Da laufe ich doch plötzlich äußerst knapp an einem riesigen Haufen Hundekacke vorbei. Mir fällt der Opa wieder ein und mein moralisches Überlegenheitsgefühl schmilzt wie Butter in der Sonne dahin: Der Opa hat ja nur allzu recht. Es gibt sie, diese asozialen Hundebesitzer, die ihre Pfiffis ohne mit der Wimper zu zucken mitten auf einen Kinderspielplatz kacken lassen und sich, als wäre nichts gewesen, klammheimlich verpieseln. Woher sollte denn der Opa wissen, dass ich nicht auch so einer bin?
Derzeit binde ich mich mit Petra und dem Sheppy im Urlaub an der Ostsee. Am Eingang zum Hundestrand befindet sich ein Hundekotbeutelspender, dem es nie an Beuteln mangelt. Direkt unter den Kasten mit den Beuteln ist gibt es einen Abfallbehälter.
Und was liegt da nun zu Fuße dieser zweckmäßigen Installation. Ein dicker fetter Haufen Hundekacke.
Da soll einer nicht den Glauben an die Menschheit verlieren.
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