El Patio – Wein aus dem Priorat bei Aldi Nord

2008 El Patio
Weingut: Keine Angaben
Anbaugebiet: Priorat, Spanien
Traube: Keine Angaben
Farbe: Dunkelrot bis purpurrot
Nase: Kirsche
Gaumen: Waldbeeren, Brombeere
Nachklang: Heidelbeere
Alkoholgehalt: 14,5 Prozent
Gesamteindruck: Fruchtig, wenig Säure, milde Tannine, erdig aber trotzdem weich.

Weinanbaugebiet Priorart in Spanien. Karge hügelige Region.Für einen guten Tropfen aus dem spanischen Wein-Anbaugebiet Priorat kann man gut und gern schon mal ein paar Hunderter auf den Tresen werfen. Klar, es gibt auch Günstigeres, allerdings wird man in preislichen Gefilden unter 10 Euro selten fündig. Das Priorat ist das älteste und sicher eines der wichtigsten Weingebiete Spaniens. Man setzt hier auf Klasse statt auf Masse, und das ist aufgrund der oft terrassenförmig angelegten Weingärten an den Steilhängen dieser bergigen Region auch gar nicht anders möglich. Etwa 50 Winzer beackern das Gebiet, einige von ihnen gehören zu den besten der Welt. Im Jahr 2001 wurden die Weine aus dem Priorat von den zuständigen spanischen Behörden zur höchsten Qualitätsstufe des Landes mit der Bezeichnung Denominación de Origen Calificada (DOCa) geadelt, die sie sich seither mit den Tropfen aus dem Rioja teilen.
Die Region weist rund 1.700 Hektar Rebberge auf und liegt inmitten der Provinz Tarragona. Sie wurde nach dem im Jahre 1163 gegründeten Kartäuser-Kloster, dem „Priorat de la Cartoixa d’Escaladei, zu deutsch, „dem Priorat des Kartäuser-Klosters der Gottesleiter“ benannt. Von dem Kloster sind heute nur noch Ruinen erhalten.

Ein Priorat in Aldis Weinregalen

Im Dezember hat Aldi-Nord einige Kisten vermeintlichen Prioratswein per Sonderaktion in seine Filialen gebracht. Noch immer sind in manchen Geschäften Restposten davon zu haben. Preis: Euro 4,99. Ein Prioratswein für knapp fünf Okken? Da kann doch etwas nicht stimmen, oder? Immerhin hat er einen amtlichen Stempel, der seine Herkunft bezeugt, und auch der Alkoholgehalt von fetten 14,5 Prozent ist ein Indiz für die Echtheit. Die weitere gute Nachricht: Der Wein schmeckt nicht schlecht. Na ja, wer die Parker-Kracher* liebt, sollte vielleicht eher seine Finger davon lassen. Wir haben es mit einem sowohl in Säure als auch in Tannin eher milden Tröpfchen zu tun. Er hat eine erdige Note, bleibt dabei jedoch ausgesprochen weich.
Dies ist allerdings auch schon fast alles, was über den Tropfen zu sagen ist. Auf Angaben über den Produzenten darf man bei knapp fünf Euro ja schon gar nicht hoffen. Aber auch ansonsten sieht es mit näheren Informationen eher Mau aus. Es findet sich auf dem Etikett lediglich der Hinweis, dass die Abfüller-Firma sich Mas d´ en Cosme nennt und in Gratallops beheimatet ist. Eine Website oder andere darüber hinausgehende Infos gibt es nicht. Vermarktet wird der Wein in Deutschland über die in Baden-Baden ansässige Firma Suns Grape GmbH. Die hat immerhin einen Internet-Auftritt. Der macht jedoch auch nicht viel schlauer, da er sich – wie zu lesen ist – noch „im Aufbau“ befände. Etwas dubios ist es darüber hinaus, dass auf dem Flaschenetikett nicht einmal Angaben zu den im Wein enthaltenen Trauben zu finden sind. Dort liest man lediglich, dass im Priorat hauptsächlich Cabernet- und Garnacha-Trauben kultiviert werden. Ob die aber auch im El Patio stecken, weiß wohl der Abfüller allein.
Wie Aldi es mithin schafft, Prioratswein für lockere fünf Euro auf den Markt zu werfen, lässt sich grob rekonstruieren: Auch im Priorat wird mitunter zu viel Wein hergestellt, als sich teuer verkaufen lässt. Also werden die eher weniger guten Qualitätsstufen des Jahrgangs auf den Großmärkten verhökert. Hier treten dann Firmen wie Mas d´en Cosme auf den Plan, um den Wein an Zwischenhändler weiter zu verkaufen, in unserem Fall ist das die Firma Suns Grape. So weit, so gut. Wer diesen Cuvée aber letztendlich mit welchen Trauben zusammengemixt hat, würde uns schon mal interessieren. Na ja, geschmeckt hat’s immerhin. Hauptsache, es waren kein Dioxin, Glykol oder sonstige eklige Sachen drin.

Weinblättchen-Emfehlung:

Es schadet nichts, mal ein Fläschchen davon in den Einkaufswagen wandern zu lassen. Jedoch:
Wer sich gern an größ’re Mengen bindet, sollte sehn,
ob er für fünf Euro nicht was Bessres findet.

(*Parker-Kracher: Gemeint sind natürlich die vom bekannten Weinkritiker Robert Parker hoch bewerteten Weine, die in der Regel eine recht kräftige Tanninstruktur haben.)

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