Die Konsumenten von konventionell erzeugtem Wein nehmen in der Regel einen Giftcocktail von vier verschiedenen Pestiziden zu sich, behauptet die grüne Abgeordnete im Europaparlament, Hiltrud Breyer. Sie bezieht sich dabei auf eine vom Pestizid-Aktions-Netzwerk (PAN) in Auftrag gegebene Studie, in der 40 Weine auf gefährliche Rückstände untersucht wurden. Der Pestizidcocktail im europäischen Wein sei schockierend, sagte Breyer anlässlich der Präsentation der Studie in Brüssel.
Insgesamt wurden 24 verschiedene Wirkstoffe gefunden, darunter überwiegend Fungizide, die gegen den Befall mit Pilzen eingesetzt werden. Dabei sei die Konzentration von Pestiziden im Wein verglichen mit der Belastung von Obst und Gemüse zwar gering, stellte Breyer fest, dafür fände sich beim Wein jedoch eine größere Anzahl an Giftstoffen. Breyer hält den Pestizidcocktail in konventionellen Weinen für alarmierend. Fünf der nachgewiesenen Stoffe gelten als krebserregend und als schädigend für das Erbgut.
Elliott Cannel, der als Vertreter von PAN an der Präsentation der Untersuchung teilnahm, sieht in den Pestiziden in europäischen Weinen ein wachsendes Problem. „Viele Winzer geben traditionelle Methoden der Schädlingsbekämpfung auf und nutzen stattdessen synthetische Pestizide“, erklärte er in Brüssel.
Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV), dem 217 Winzergenossenschaften angeschlossen sind, wies indessen darauf hin, dass alle von PAN ermittelten Werte weit unter den gesetzlich zugelassenen Höchstmengen liegen. Im Gegensatz zu anderen Nahrungsmitteln gäbe es für Wein keine gesetzlichen Rückstandsmengen. Vielmehr würden mittels einer Umrechnung die Höchstmengen für Keltertrauben zugrunde gelegt, so der DRV in seiner Stellungnahme. Die Höchstmengen für Trauben liegen zwischen 2000 bis 5000 Mikrogramm Pestizidrückstände pro Kilogramm Wein, vermeldete der Industrieverband Agrar e.V., ein Zusammenschluss agrarchemischer Unternehmen mit Sitz in Frankfurt. Im Wein seien überwiegend weniger als 20 Mikrogramm pro Liter gefunden worden.
Der Staatssekretär im Verbraucherministerium, Gert Lindemann, möchte daher klargestellt wissen, dass von den Giftrückständen im Wein keine Gesundheitsgefährdung ausgeht. Dass Pflanzenschutzmittel in gesundheitlich unbedenklichen Spuren im Wein enthalten seien, wisse man schon seit Jahren, erklärte Lindemann.
Auch die Europaparlamentarierin von der CDU, Christa Klaß, sieht keine Probleme bei den Pestizidrückständen im Wein. Belastete Weine würden sofort aus dem Verkehr gezogen, sagte die Abgeordnete. Trotzdem sollen die beanstandeten Stoffe nun noch einmal auf den Prüfstand kommen, versprach Klaß.
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